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Autor: Dietmar Weber, Geschäftsführer der IWOfurn Service GmbH |
Die IWOfurn Service GmbH aus Holzgerlingen bei Stuttgart ist der Branchen-Dienstleister mit Fokus auf die qualitative Verbesserung unternehmerischer Prozesse. Mit einem skalierbaren Angebot zur Digitalisierung und Automatisierung inner- und außerbetrieblicher Abläufe unterstützt das Unternehmen seit vielen Jahren das Change-Management seiner Anwender. Spezialisiert auf die Integration von Prozessen, Partnern und Systemen verbindet der etablierte Kommunikationsexperte über 1.000 Branchenteilnehmer aus Industrie sowie Handel und realisiert aktuell rund 80.000 Datentransfers pro Tag.
Der Herausforderung des Onlinehandels für die Branche widmen Sie sich dabei intensiv und plädieren u. a. für Dropshipping. Was ist das eigentlich?
Nun, wir widmen uns auch sehr vielen anderen Herausforderungen der Branche intensiv, das möchte ich nicht auf den Onlinehandel reduzieren. „Beachtung der Ausgewogenheit gegenüber allen Marktteilnehmern“ hat die IWOfurn als Leitline verabschiedet, die durch unsere Mitglieder des Beirats (Handelsverband Möbel und Küchen BVDM, Daten Competence Center DCC, Der Mittelstandsverbund ZGV und der Verband der dt. Möbelindustrie VDM) genauso unterstützt und gewollt ist.
Richtig aber ist, dass durch den Onlinehandel alternative Prozessmodelle schneller in die Branche gebracht werden. Vor gut 8 Jahren habe ich diesen Prozess einer Gruppe von Handelsunternehmen vorgestellt und war der festen Meinung, dass die Benefits so klar sind, dass das alle sofort umsetzen würden. Die Erkenntnis musste offensichtlich lange reifen. Wir sehen uns aber unverändert als Vordenker und beschäftigen uns mit dem Morgen.
Unter Dropshipping verstehen wir, dass der Händler die Ware verkauft, aber ansonsten keinerlei Berührung damit hat. Die Auslieferung der Ware erfolgt direkt durch den Hersteller oder einen beauftragten Logistikpartner an den Endkunden.
Begrifflich unterscheiden wir dann noch „Crossdocking“, wenn der Hersteller im Hub des Spediteurs anliefert und die Ware dort umgeschlagen wird.
Um Dropshipping erfolgreich einzuführen, muss aber nicht nur die Warenlogistik passen, sondern vor allem auch die Datenlogistik. Schafft man das nicht, verschwinden die schönen Vorteile wieder im Niemandsland der Komplikationen.

Was gehört denn dann alles dazu?
Die gesamte Datenkommunikation muss elektronisch erfolgen — ohne Wenn und Aber. Wir sprechen hier über einen Vorgang in der Stückzahl 1. Da kann man sich, wenn man profitabel arbeiten möchte, keine manuelle Datenerfassung oder Rückfragen z.B. zur Auftragsklärung leisten. Um das zu erreichen, unterstützen wir alle Schritte des Gesamtprozesses:
Verfügbarkeit
Die Industrie stellt uns Lagerbestand, Verfügbarkeit und Wiederbeschaffungszeit bereit. Die IWOfurn bereitet diese Daten für die Nutzung am POS (Onlineshop, Warenwirtschaft, Marktplätze) auf. Der Endkunde erwartet verlässliche Aussagen zum Liefertermin, und die liefern wir.
Bestellprozess
Bestellung mit der Adresse des Endkunden und Auftragsbestätigung laufen vollautomatisch per EDI über die IWOfurn. Dabei teilt der Händler dem Hersteller den Spediteur mit oder er überlässt diese Auswahl dem Hersteller. Mit der Bestellung übergeben wir auch Warenbegleitpapiere wie Liefer- und Retourenschein. Diese Warenbegleitpapiere erhalten wir entweder zusammen mit der Bestellung vom Händler, oder wir produzieren diese auf Basis der Bestelldaten in unserem Service Center und übergeben sie elektronisch an den Hersteller.
Versandetiketten und Anmeldung beim Carrier
Der Händler sendet die Etiketten zusammen mit der EDI-Bestellung oder der Hersteller erzeugt die Labels selbst. In der Praxis war diese Aufgabenstellung häufig ein Showstopper. Deshalb bietet die IWOfurn auch hier eine Komplettunterstützung und erstellt wahlweise aus den Daten der Bestellung oder der Bestellbestätigung automatisiert die erforderlichen Aufkleber im Format des jeweiligen Carriers. Diese werden dem Hersteller überspielt. Gleichzeitig meldet IWOfurn den Auftrag beim Logistiker an.
Tracking der Auslieferung
Der Hersteller meldet dem Handel via EDI die Übergabe der Ware an den Carrier und informiert ihn dabei auch über Trackinglinks zur Nachverfolgung. Mit diesen Informationen wiederum hält der Handel den Endkunden über dessen Lieferung aktuell.
Die Logistiker ihrerseits liefern weitere Statusmeldungen zum Auslieferprozess an IWOfurn. Wir filtern diese in Abstimmung mit dem Handelspartner und geben ihm die für seine Prozesse relevanten Infos weiter.

Abrechnung
Ja, auch die EDI-Rechnungsstellung ist betroffen. Hier werden nun Handlingkosten übertragen und wir müssen dafür sorgen, dass auch diese in den Buchhaltungen der Handelsunternehmen korrekt und ohne manuelle Eingriffe verbucht werden können.
Retoure
Dieser Vorgang ist derzeit am wenigsten standardisiert und vieles wird individuell und zumeist manuell abgewickelt. Wir haben Funktionen auf unseren Online Plattformen und Portalen, aber auch mit EDI Nachrichten im Echtbetrieb. In 2021 gehen wir dieses Thema nochmals mit Vehemenz an, um dann auch diese Prozesse vollumfänglich über EDI abwickeln zu können.
Welche Vorteile bietet Dropshipping dem stationären Handel?
Das liegt auf der Hand: Weniger Lagerumschlag, geringere Lagerhaltungskosten, kürzere Lieferzeiten, deutliche Reduzierung der Prozesskosten. zufriedene Kunden – ich glaube, man findet hier noch reichlich weitere Vorteile.
Falls all das den Handel nicht überzeugt, dann möchte ich das mal aus der Sicht eines Kunden darstellen, der im Möbelhaus eine Kommode ausgesucht hat, die der Händler nicht vorrätig hat. Kennt der Verkäufer die aktuellen Bestände des Industriepartners, kann er den Kunden kompetenter beraten und ihm Alternativen anbieten:
„Ich sehe, dass der Hersteller die Ware verfügbar hat, dann kann ich Ihnen folgendes anbieten: Ich bestelle die Kommode und informiere Sie, sobald die Ware bei uns eingetroffen ist, und Sie holen die Kommode dann ab – oder Sie beauftragen uns und wir liefern Ihnen die Ware nach Hause. Ich gehe mal davon aus, dass Sie die Kommode dann in ca. 14 Tagen erhalten. Alternativ dazu kann ich Ihnen die Ware direkt vom Hersteller liefern lassen. Sie bekommen die dann schon in ca. 3 Tagen.“
Darüber lassen sich neue Geschäftsmodelle umsetzen, aber vor allem steht der Kunde im Mittelpunkt des Prozesses.
Gibt es auch Nachteile?
Was glauben Sie? Es ist doch so, man gibt einen Teil der Kundenbeziehung ab. Wenn das aber dazu beiträgt, den Kunden zu einem begeisterten Kunden zu machen und ihn langfristig an die Kompetenz des stationären Handels zu binden, wird aus diesem vermeintlichen Nachteil ein Vorteil. Auch bei Kommissionsaufträgen, die über mehrere Hersteller umgesetzt werden, kommt man vielleicht zu dem Schluss, dass eine konsolidierte Lieferung mehr Sinn macht.
Wieso sollte ein Unternehmen also auf Dropshipping umstellen?
Ein Vollsortimenter wird sicher nicht alle Bestellprozesse auf Dropshipping umstellen. Man muss sich Warengruppe für Warengruppe anschauen und dann entscheiden, für welchen Bereich man diesen Prozess intensivieren möchte. Wenn man diese Entscheidung aber getroffen hat, dann gilt es anzupacken und einen High-Speed Rollout zu starten. Dabei unterstützt die Branchenplattform IWOfurn mit unserem Networking Team erheblich und entlastet die Unternehmen von Koordinationsaufgaben und technischen Fragestellungen.
Dem „wieso?“ muss sich jedes Unternehmen stellen – auch die Industrie. Es gilt das gleiche Prinzip der Warenauswahl. Wer vorbereitet ist, hat die Nase vorn.
Würden Sie gerne mehr erfahren, oder wollen Sie wissen, wie auch Sie die Digitalisierungsthemen angehen können?